Aschenbecher voll mit Wasser, Zigarettenkippen und Brinkhoffs No1 Kronkorken
circular misery von Erich Ferdinand, CC BY 2.0

Ich war ein richtig guter Raucher. In meiner Selbstständigkeit, gerade in stressigen Auftragslagen oder bei kniffligen Problemen, stand der Aschenbecher im Home Office, manchmal auch direkt neben der Maus. Mein Tagewerk liess sich an solchen Tagen am vollen Aschenbecher bemessen. An diesen Tagen hielt bei mir eine Packung Tabak mit vierzig Gramm Inhalt keine 2 Tage.
Wie gesagt, ich war ein richtig guter Raucher.

Abgesehen davon führte ich meinem Körper literweise Kaffee mit Milch und Zucker zu. Reichte. Essen kostete Zeit und war ein Kontextwechsel. An manchen solcher Tagen habe ich gemerkt, dass das nicht gut ist und meine Pumpe hat im Ruhepuls dumpf gepocht.

Am 21. März 2015 habe ich zum letzten Mal der Nikotinsucht nachgegeben.
Hier beschreibe ich meinen Weg vom Vorsatz zur Rauchfreiheit.

Zeitpunkt

Der Zeitpunkt an dem ich den Vorsatz “Jetzt höre ich auf…” fasste, war der Morgen von Tag 1, nachdem meine damalige Freundin mit mir Schluss gemacht hat. Ich habe kein Auge zubekommen, Gin Tonic konnte mich nicht beruhigen und müde machen, ich war so aufgekratzt und so verletzt. Ich habe geraucht. Geraucht, zu einer Zeit in der ein Körper sich erholen und schlafen sollte.

So stand ich morgens unter der Dusche und habe mir die Seele aus dem Leib gehustet, bis mir schlecht geworden ist. Das war der Zeitpunkt, mitten in einer Krise. Dachte, wenn ich es in so einer Situation schaffe, dann fange ich in einer Stresssituation jedenfalls nicht wieder an.

Endlich Nichtraucher

Der Klassiker der Rauchentwöhnungsliteratur Endlich Nichtraucher von Allen Carr war für mich auf jedem Fall eine Unterstützung.

Diesmal habe ich es auch komplett gelesen.

Die Zigarette

Etwas, wo mich auch Allen’s Buch hingebracht hat, war die Ver- und Entknüpfung von Situationen und Gewohnheiten.

Gewohnheiten die mit dem Rauchen verbunden werden und unbewusst ablaufen oder sogar rituell zelebriert werden, z.B.:

  • Die Gute Morgen Zigarette
  • Die Gute Nacht Zigarette
  • Die Warte Zigarette
  • Die Zum Bier Zigarette
  • Die Entspannungs Zigarette
  • Die legendäre zum Kaffee Zigarette

Substitute

Ich habe dieses mal nicht von jetzt auf gleich aufgehört, sondern stufenweise entwöhnt. Das schrittweise Vorgehen hat sich ergeben und war so nicht von Anfang an geplant.

Ich habe es mit einer Kombination aus Kräuterzigaretten und Nikotinkaugummis geschafft.

Kräuterzigaretten

In meinem Fall waren es NTB (No tobacco) Zigaretten1 2 aus der Apotheke. Die waren gefühlt sauteuer und ich musste hier schon mal auf das Selber drehen, was für mich ein Bestandteil des Rauchens war, verzichten. Abgesehen davon mochte ich Filterzigaretten eh nicht so gerne.

Der Unterschied zu normalen Zigaretten abgesehen vom fehlenden Nikotin war nicht sonderlich groß, gemeinsam hatten sie auf jeden Fall stinkende Finger, Mund + Hals und Husten durch die Verbrennung und Inhalation. Das alles halt nur ohne Tabak, ich kam mir schon ziemlich dumm beim Rauchen vor, da ich alle negativen Aspeke habe, aber ohne den Effekt des Nikotins. Zudem kosten die Dinger noch mehr als normale Zigaretten.

Nikotinkaugummis

Ich habe mir im gleichen Schub mit den NTB’s Nikotinkaugummis mit vier Minigramm Nikotin besorgt. Hier habe ich penibel darauf geachtet, dass ich NTB’s und die Nikotinkaugummis nicht parallel konsumiere.

Nachdem ich die erste Packung leer hatte, fuhr ich mit der zweiten Packung die Dosierung auf 2 Minigramm runter.

Montag, den 21. März startete ich erstmals ohne Nikotin und Kräuterzigarette, gegen einen Jieper hatte ich NTB’s und Nikotinkaugummis in der Bürotasche.

Sport

Nicht nur wegen einer möglicher Gewichtszunahme, die glücklicherweise an mir vorbei ging, sondern auch wegen Zeit, Ablenkung und weil ich meinem Körper zur Abwechslung mal etwas Gutes tun wollte, habe ich mich in dieser Phase, meinem neuen Lebensabschnitt wieder für regelmäßigen Sport entschieden.

Das Vorhaben Sport war schon alt, entsprechende Bookmarklisten mit potenziellen Kick- und Thaiboxen, Escrima Anbietern habe ich bereits Jahre vorher mit Kippe im Mundwinkel vorm Laptop angelegt. Ein paar Wochen nach meinem letzten Mal Nikotin hatte ich mein Probetraining bei JKD Cologne. Mittlerweile ist JKD fest in meinem Leben integriert und ich versuche die zwei angebotenen Möglichkeiten a’ zwei Stunden mitzunehmen. Meine Mitgliedschaft dort hat auch bald sein fünfjähriges.
Trotzdem kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich damals als Anfänger angestellt habe.

Auf das Nichtrauchen stolz sein

Den 21. März habe ich im Kalender als Nichtrauchertag als Termin, der sich monatlich wiederholt, eingetragen. Ich werde jeden Monat daran erinnert, dass ich mal ein starker Raucher war und es jetzt nicht mehr bin. Das ist schon ein krasser Unterschied und ich bin schon stolz darauf, dass ich es dieses mal bis hier geschafft habe, so ich hier, zum fünften Jubileum.

Was hat sich geändert?

Rauch stört mich regelrecht, verrauchte Räume empfinde ich als sehr unangenehm. Ich nehme schnell wahr, wenn jemand gerade geraucht hat.
Was mich selbst überrascht, Raucher küssen ist echt nicht lecker. Ob ich besser riechen und schmecken kann, das mag sein.

In den ersten Monaten des JKD-Trainings3 hat sich meine Stimme durch konditionell anstrengende Einheiten leicht verändert, die hörte sich teilweise auch noch am nächsten Tag krächzig und heiser an. Das ist aber wieder gewichen. Durch das regelmäßige Training hat mein Körper sich positiv verändert. Anfangs hatte ich regelmäßig Muskelkater, jetzt habe ich wesentlich mehr Puste und mein Kreuz ist breiter geworden.

Im den ersten Jahre habe ich mehrmals geträumt, ich hätte geraucht und bin verstört aufgewacht.

Und, last but not least, vom Zucker im Kaffee habe ich mich dann 2016 verabschiedet, seit 2019 habe ich Milch durch Hafermilch ersetzt und auf Arbeit nehme ich meinen Kaffee schwarz und ohne Kippe zu mir.

Fußnoten & Weiterführendes

rauchfrei-info.de, ein Angebot der BZgA